Comparative Guts

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Comparative
Guts

Die Leitbahn von der Hand zum Herzen Die aufgeschlagenen Seiten des Buches aus dem 17. Jahrhundert zeigen neben einer Vielzahl gruppierter und einzelner chinesischer Schriftzeichen zwei Abbildungen. Text, Beschriftung und Darstellungen sind in Schwarz-weiß gehalten. Eine kräftigere Linie grenzt den Inhalt von den Seitenrändern ab. Links auf der Doppelseite bilden die vertikal verlaufenden Schriftzeichen ein Textfeld, das bis zur Hälfte des Blattes reicht. Je drei Zeilen führen am linken und rechten Rand weiter bis in die untere Hälfte hinab. Dazwischen befindet sich der obere Teil einer Herzzeichnung. Ihr unterer Teil füllt den Rest der Seite. Das Herz liegt im Zentrum der Skizze. Ein Schriftzeichen, größer als die übrigen, prangt in seiner Mitte. Vom Herzen gehen vier Verbindungen ab, die wie Schläuche dargestellt sind. Ein breiter Schlauch führt senkrecht nach oben zwischen die Textzeilen. Seine obere Hälfte ist mit Querstrichen versehen. Eine Beschriftung aus fünf untereinander stehenden Zeichen ist links daneben erkennbar. Die drei anderen Schläuche führen bogenförmig nach unten. Jedes Ende ist mit zwei Schriftzeichen versehen. Die rechte Doppelseite zeigt die Umrisse einer männlichen Figur in einem Umhang, der bis über die Knöchel reicht. Die Falten des Stoffes erscheinen als dünne leicht gewellte Linien. Der Mann hat ein breites Gesicht, gelockte Haare und einen Vollbart. Der rechte Arm ist im 45°-Winkel ausgestreckt, die Handfläche weist nach vorn. Mit der linken Hand greift er sich an den rechten Oberarm. Von der Achselhöhle bis zum kleinen Finger verläuft die Herzleitbahn. Sie erscheint als dünne, etwas geschwungene Linie. Darauf verweisen neun kleine Ringe auf Akkupunkturpunkte. Diese sind hier mit je zwei Schriftzeichen markiert. Am rechten oberen Rand verlaufen Schriftzeichen vertikal bis zur Mitte des Blattes. Zhang Jiebin, gestorben 1640, war Arzt und Schriftsteller. Die Holzschnittausgabe, aus der diese Seiten stammen, wird in der Harvard Yenching Library der Harvard University in den USA aufbewahrt. — — The Guiding Path from the Hand to the Heart The open pages of a 17th century book show two illustrations in addition to a multitude of grouped and individual Chinese characters. The text, inscription, and illustrations are in black and white. A bold line delimits the content from the page margins. On the left of the double-page spread, the vertically running characters form a text field that extends halfway down the page. Three lines each continue down the left and right margins to the lower half. Between them is the upper part of a heart drawing. Its lower part fills the rest of the page. The heart is in the centre of the sketch. A character, larger than the rest, is emblazoned in its centre. Four connections branch off from the heart, depicted like tubes. A wide tube leads vertically upwards between the lines of text. Its upper half is marked with horizontal lines. An inscription consisting of five characters one below the other is visible to the left. The other three tubes lead downwards in an arc. Each end is marked with two characters. The right double page shows the outline of a male figure in a cloak that reaches above the ankles. The folds of the fabric appear as thin slightly wavy lines. The man has a broad face, curly hair, and a full beard. His right arm is stretched out at a 45-degree angle, the palm facing forward. With his left hand, he grasps his right upper arm. The cardiac conduction pathway runs from the armpit to the little finger. It appears as a thin, somewhat curved line. On it, nine small rings refer to acupuncture points. These are marked here with two characters each. On the upper right margin, characters run vertically to the centre of the sheet. Zhang Jiebin, who died in 1640, was a physician and writer. The woodblock edition from which these pages are taken is preserved in the Harvard Yenching Library at Harvard University in the USA.
Marmorgrabstein eines griechischen Arztes Der graue aufrechtstehende Quader zeigt einen sitzenden Mann, neben dem ein nackter Junge steht. Der Stein ist 80 Zentimeter hoch, an der dicksten Stelle zirka 9 Zentimeter dick und 56 Zentimeter breit. Das Halbrelief ist nach oben durch einen Vorsprung und nach unten durch eine Stufe im Stein abgegrenzt. Das untere Viertel bedecken griechische Buchstaben in waagerecht verlaufenden Zeilen. Die beiden Figuren sind mittig auf der glatten Oberfläche platziert. Der Arzt links sitzt auf einem Hocker mit viereckiger Sitzfläche. Sein Gewand fällt in lockeren Falten bis auf die Knöchel. Sein Gesichtszüge sind nicht deutlich erkennbar. Das Gesicht des Mediziners ist dem Patienten zugewandt. Sein rechter Arm ist ausgestreckt, die Hand liegt auf dem etwas gewölbten Bauch des Jungen. Der steht aufrecht mit herabhängenden Armen. Einige Rippen zeichnen sich ab. Der Blick ist auf den Arzt gerichtet. Im Gesicht des Patienten sind Augen, Nase und Mund deutlich herausgearbeitet. Unter den kurzen Haaren treten die Ohren hervor. Rechts neben dem Jungen steht ein bauchiges Gefäß mit kuppelartigem Deckel. Es reicht ihm bis über das Knie. Es scheint auf einem runden Fuß zu stehen. Ein Henkel verläuft über der Kuppelspitze. Der Grabstein ist dem griechischen Arzt Jason gewidmet, der im 2. Jahrhundert nach Christus praktizierte. — — Marble Tombstone of a Greek Doctor The upright grey tombstone depicts a seated man with a naked boy standing next to him. The stone is 80 centimetres high, about 9 centimetres thick at its thickest point, and 56 centimetres wide. The half-relief is delimited at the top by an edge and at the bottom by a step in the stone. The lower quarter is covered by Greek letters in horizontal lines. The two figures are placed centrally on a smooth surface. The doctor on the left sits on a stool with a square seat. His robe falls in loose folds to his ankles. His facial features are not clearly visible. The doctor's face is turned towards the patient. His right arm is outstretched, his hand rests on the boy's somewhat bulging belly. The boy is standing upright with his arms hanging down. A few ribs are visible. His gaze is directed towards the doctor. In the patient's face, the eyes, nose, and mouth are clearly outlined. The ears protrude from under the short hair. To the right of the boy is a bulbous vessel with a dome-like lid. It reaches above the boy's knee. It seems to stand on a round foot. A handle runs over the top of the dome. The tombstone is dedicated to the Greek physician Jason, who practised in the 2nd century AD.
Die geometrische Darstellung des Stomachion-Diagramms — Das quadratische Blatt ist in geometrische Figuren, meist Dreiecke, unterteilt. Das Blatt ist mit einem 12x12 Gitternetz versehen, das mit feinen schwarzen gestrichelten Linien ausgeführt ist. Das Gitternetz besteht also aus 144 Quadraten. Vor diesen Hintergrund bilden durchgehende, breitere und schwarze Linien die geometrischen Figuren. Vier Linien durchschneiden die gesamte Fläche des quadratischen Blatts. Eine vertikale Senkrechte halbiert es in zwei Rechtecke. Diese wiederum werden durch Diagonalen in je zwei rechtwinklige Dreiecke geteilt. Im Rechteck links verläuft die Diagonale von links unten nach rechts oben, im Rechteck rechts von rechts unten nach links oben. Eine weitere Linie verläuft diagonal von links oben nach rechts unten über das quadratische Blatt. Sie schneidet die Diagonale im linken Rechteck und die vertikale Senkrechte. Außerdem teilt sie das Quadrat in zwei gleichschenklige Dreiecke. Die rechten Winkel dieser Dreiecke befinden sich links unten und rechts oben. Kürzere Linien unterteilen die so entstandenen Dreiecke in weitere unregelmäßige Dreiecke, zwei unregelmäßige Vierecke und ein unregelmäßiges Fünfeck. Sowohl in den beiden Rechtecken als auch in den beiden gleichschenkligen Dreiecken befinden sich sieben geometrische Figuren. —— The geometric representation of the Stomachion diagram — The square sheet is divided into geometric figures, mostly triangles. The sheet has a 12x12 grid with fine black dotted lines. The grid thus consists of 144 squares. Overlaid on this grid background, there are continuous, broader, and black lines that form the geometric figures. Four lines cut through the entire surface of the square sheet. A vertical perpendicular line divides it into two rectangles. These, in turn, are divided by diagonal lines into two right-angled triangles each. In the rectangle on the left, the diagonal runs from the bottom left to the top right. In the rectangle on the right, the diagonal runs from the bottom right to the top left. Across the entire square sheet, another line runs diagonally from the top left to the bottom right. It intersects the diagonal in the left rectangle and the vertical perpendicular. It also divides the entire square sheet into two isosceles triangles. The right angles of these triangles are at the bottom left and top right. Shorter lines divide the triangles, thus creating further irregular triangles, two irregular squares, and an irregular pentagon. There are seven geometric figures in both of the two rectangles and the two isosceles triangles.  
Douris zugeschriebener athenischer Becher mit roten Figuren Das Foto zeigt in einem bogenförmigen Ausschnitt die Bemalung eines Bechers. In Orange sind mehrere Figuren auf schwarzem Grund aufgebracht. Die Szene beschreibt wie die Bacchantinnen Pentheus, den Sohn von Echion und Agaue, zerreißen. Als Bacchantinnen bezeichnet man Anhängerinnen des römischen Weingottes Bacchus. Auf dem Becher erscheinen sie als vier Frauengestalten, deren schwarze Haare im Nacken zusammengefasst sind. Das Schwarz der Haare wird durch einen feinen hellen Umriss vom schwarzen Untergrund abgegrenzt. Eine der Frauen trägt ein Kopftuch, die anderen drei je ein schmales Band um den Kopf. Alle sind in lange tunikaartige Gewänder gehüllt. Schwarze dünne Striche markieren Muster im Stoff. Die Bacchantin ganz links trägt ein einfaches Obergewand, Himation, darüber. Ihre linke Schulter und der linke Arm sind nicht bedeckt. In der rechten Hand hält sie ein Messer. Die Frau rechts neben ihr umfasst ein Hemation mit beiden Händen auf Taillenhöhe vor dem Bauch. Ihr Blick ist auf die übrigen beiden Bacchantinnen gerichtet, die Pentheus' Oberkörper mit seinem Kopf zwischen sich halten. Von der Öffnung seines zerrissenen Oberkörpers hängen dünne haarähnliche Fäden herab, die das Verschütten von viszeralem Blut andeuten könnten. Die Frauen haben die seitlich ausgestreckten Arme mit jeweils einer Hand gepackt, mit der freien Hand greifen sie beide in sein lockiges schwarzes Haar. Die Frauen tragen hüftlange Umhänge über ihren Untergewändern. Im rechten Abschnitt zeichnet sich eine kniende nackte Männergestalt mit Vollbart ab, die abwehrend beide Hände hebt. Die Szene erscheint auf mehreren Gefäßen aus Athen. Der hier gezeigte Becher gilt als das am besten erhaltene Stück. Er wird dem griechischen Vasenmaler Douris zugeschrieben, der am Ende des 6. und im 5. Jahrhundert vor Christus in Athen arbeitete. Außer Vasen bemalte er auch Schalen mit roten Figuren. — — Athenian Cup with Red Figures Attributed to Douris The photo shows an arched section of a painting on a cup. Several figures are painted in orange on a black background. The scene depicts how the bacchantes tear apart Pentheus, the son of Echion and Agave. The bacchantes are followers of the Roman god of wine, Bacchus. On the cup, they appear as four female figures whose black hair is gathered at the nape of the neck. The black of the hair is delineated from the black background by a fine light outline. One of the women wears a headscarf, while the other three women each have a narrow band around the head. All are wrapped in long tunic-like robes. Thin black lines mark patterns in the fabric. The bacchante on the far left wears a simple outer garment and himation over it. Her left shoulder and arm are not covered. She holds a knife in her right hand. The woman to her right clasps a himation with both hands at waist level in front of her stomach. Her gaze is fixed on the remaining two bacchantes, who are holding Pentheus' torso with his head between them. Hanging from the opening of his torn torso are thin hair-like threads which might convey the spillage of visceral blood. The women have each gripped his arms stretched out to the side with one hand, and with their free hand, they both grasp his curly black hair. The women wear hip-length cloaks over their undergarments. In the section to the right, a kneeling naked male figure with a full beard stands out, raising both hands in a defensive manner. This scene appears on several vessels from Athens. The cup shown here is considered the best preserved piece. It is attributed to the Greek vase painter Douris, who worked in Athens at the end of the 6th and in the 5th century BC. In addition to vases, he also painted bowls with red figures.
Das Nabel-Chakra (maṇipūraka) mit Eingeweiden Das Foto zeigt eine linke Seite in einem aufgeschlagenen Buch. Durch ihre Abbildungen in kräftigen Farben ist sie klar strukturiert. Beschriftungen und Texte treten in den Hintergrund. Eine geöffnete Lotosblüte bildet das Zentrum der Darstellung. Ihre zehn breiten spitz zulaufenden Blütenblätter sind hellblau gefärbt. Jeweils in der Mitte prangt ein weißes Schriftzeichen. Zwischen den Blütenblättern streben kräftig rote Äste nach außen über ihre Enden hinaus. Sechs von ihnen sind einzeln und zeigen nach oben. Außerdem gibt es zwei Gruppen roter Zweige, die nach unten zeigen: Jede Gruppe besteht aus drei einzelnen Zweigen. Die Blütenblätter gruppieren sich um ein in Weiß gehaltenes kreisförmiges Zentrum wie Elemente eines Mandalas. In der Kreisform liegt ein blassrotes gleichschenkliges Dreieck, dessen eine Spitze nach unten weist. An dieser Spitze befindet sich die Darstellung eines Widders in Grau. Sein massiger Körper ragt in die Fläche des Dreiecks hinein. Darüber, in der Mitte des Dreiecks und gleichzeitig im Zentrum der Lotosblüte befindet sich das Sanskrit-Zeichen „ra" in dunkelroter Schrift. Die Form des Sanskrit-Zeichen „ra" bildlich der linken Seite eines stilisierten Herzens an dem groß geschriebenen Buchstaben „T“. In dieser stilisierten Herzhälfte sind zwei meditierende Personen in gelber Kleidung dargestellt. Beide haben vier Arme, die sie gleichzeitig nach oben und unten richten. In der oberen rechten Ecke der Seite ist in einem blassen Rot ein Verdauungssystem platziert. Links oben lassen schwarze hervorgehobene Sanskritbuchstaben eine Überschrift vermuten. Darunter steht in lateinischen Buchstaben „Epigastric Plexus“. Einzelne Worte in Sanskrit bezeichnen zum Beispiel die roten Äste und die Schenkel des Dreiecks. Unterhalb der Abbildung ist Sanskrittext in eine vierspaltige Tabelle gesetzt. Das gedruckte Buch erschien um die Wende zum 20. Jahrhundert in Bihar, Indien. — — The Navel Chakra (maṇipūraka) with Viscera The photo shows a page on the left side of an open book. Its illustrations in bold colours make it clearly structured. Inscriptions and texts recede into the background. An open lotus blossom forms the centre of the image. It has ten wide and pointy petals that are light blue in colour. In the middle of each petal, a white character is emblazoned. Between the petals, bold red branches extend outwards beyond the ends of the petals. Six of them are singular and point upwards. There are also two groups of red branches that point downwards: each group is comprised of three singular branches. The petals are grouped around a white circular centre, similar to the elements of a mandala. Within the circular shape lies a pale red isosceles triangle with one apex pointing downwards. At this apex is the representation of a grey-coloured ram. Its massive body protrudes onto the surface of the triangle. Above it, in the centre of the triangle and at the same time in the centre of the lotus blossom, is the Sanskrit character ‘ra’ written in dark red. The shape of the Sanskrit character ‘ra’ resembles the left side of a stylised heart overlain on a capital letter "T". Within this stylised heart half, two meditating individuals wearing yellow clothing are depicted. Both individuals possess four arms that are pointed upwards and downwards simultaneously. In the upper right corner of the page, a digestive system is depicted in a pale red colour. There are black bolded Sanskrit letters in the upper left corner that may indicate a heading. Below this, "Epigastric Plexus" is written in Latin letters. Individual words in Sanskrit denote, for example, the red branches and the sides of the triangle. On the bottom of the page, Sanskrit text is placed in a four-column table. The printed book was published at the turn of the 20th century in Bihar, India.

Exploring the Inside of the Body
through Time and Space

This is a comparative exhibition about the human body, and in particular about one body part, the ‘guts’. For these purposes, ‘guts’ refers to everything found inside the lower torso, the organs and parts traditionally linked to nutrition and digestion, but also endowed with emotional, ethical, and metaphysical significance, depending on the representation and narrative.

By offering access to culturally, socially, historically, and sensorially different experiential contexts, Comparative Guts allows the visitor a glimpse into the variety and richness of embodied self-definition, human imagination about our (as well as animal) bodies’ physiology and functioning, our embodied exchange with the external world, and the religious significance of the way we are ‘made’ as living creatures. This dive into difference is simultaneously an enlightening illustration of what is common and shared among living beings.

The ‘guts’ are treated here in as neutral and universal a fashion as possible: not necessarily as functional parts of an organism or as a medical item, but as realities experienced in various ways. The most basic distinction is the sensed, volumetric one: solids for the fleshy organs (such as those referred to in English as the liver and the stomach), coils for the intestines and other parts endowed with complexity, folds, and fluidity, and wholes for the guts understood as part of a coherent whole, be it continuous or assembled.